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Vulcano Shell

Vulcano Shell_Soft Capsules_photo_Stefan Stark

Wir alle kennen das Spiel von Licht und Schatten, Dur und Moll, mit dem Künstler_innen seit Jahrhunderten versuchen, Gefühle in Bild und Ton auszudrücken. Doch was gräbt sich in unser Gedächtnis ein, wenn wir Natur mit all unseren Sinnen erleben? Eine Wiese als Hort des Lebens und nicht als uni- forme Anordnung der Grashalme eines Bolzplatzes? Ein Wald als Kraftquelle und nicht als CO2-Speicher zur späteren Nutzholzgewinnung? Eine Muschelschale als Schutz des Lebens und nicht als Pilgersymbol?

Mit diesen Fragen setzt sich Katharina Juliane Kühne künstlerisch auseinander. Organische Formen und teils leb- hafte Farben spiegeln ihre Sinne, das Gesehene, Gehörte, Gefühlte, Gerochene, Geschmeckte wider. Strukturen bilden die Synapsen ihrer Empfindungen nach. Ihre Arbeiten bildennicht das ab, was sie gesehen, sondern das, was sie gefühlt hat, das neuronale Netz all ihrer Sinne und Gefühle, ein abstrakter Abzug konservierter Empfindungen der Künstlerin. Das ausgestellte Objekt, geschaffen aus Naturmaterialien, erinnert an eine Blüte oder die Schale einer Muschel. Außen tarnend und abweisend dunkel gehalten, lädt innen wohlige Wärme zum Verweilen ein. Nichts ist uniform, alles hat Spitzen, Kanten, Strukturen ohne Ordnung, Höhen und Tiefen. Es ist ein Spiegel des Naturempfindens der Künstlerin. Damit kontrastiert es die von Menschenhand geschaffenen Ornamente und die Symmetrie des Raums. Die zentrale Platzierung des Objekts gibt ihm etwas Sakrales und lädt die Betrachter_innen zur stillen Betrachtung, ja fast zur Anbetung ein. Allegorisch zeigt es, wie die Natur uns aufnehmen und beschützen möchte, statt von uns zerstört zu werden.

HUBERT SIEVERDING

Vulcano Shell | 2021 | 160 x 220 x 90 cm | Papier und Acryl

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